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Weltfrauentag

Heute ist Weltfrauentag oder auch Internationaler Frauentag. Seit 99 Jahren wird dieser Tag (seit 1921 am 8. März) gefeiert. Clara Zetkin hat sich 1910 auf der Internationalen sozialistischen Frauenkonferenz dafür eingesetzt. Von ihrer Mutter in der Tradition Louise Otto-Peters und Auguste Schmidts erzogen, mit denen die Mutter in engem Kontakt stand, war sie geradezu prädestiniert für den Einsatz für die Rechte der Frauen. 1977 wurde der Weltfrauentag von der Generalsversammlung der UN als Internationaler Frauentag anerkannt.

Für diejenigen, denen die Namen nichts sagen: Die Namen Louise Otto-Peters und Auguste Schmidt stehen für die Frauenbewegung in Deutschland am Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts. Für den Allgemeinen deutschen Frauenverein (ADF):

Eines der Hauptziele des Vereines war es, Bildungschancen für Frauen zu verbessern und deren Berufstätigkeit zu fördern. Frauen aus dem Bürgertum standen damals nur die Berufe Gouvernante, Lehrerin, Gesellschafterin und allenfalls Heimarbeit offen. Sie waren zudem nicht zu höheren Bildungsinstitutionen zugelassen, Abitur und Universitätsstudium waren ihnen verwehrt. Der ADF forderte ein Recht auf Arbeit und die Einrichtung von Industrie- und Handelsschulen für Mädchen und gleichen Lohn für gleiche Arbeit.
Weitere Themen waren der Arbeiterinnen- und Mutterschutz und die Forderung nach dem Wahlrecht für Frauen sowie rechtlicher Gleichstellung. Zu diesem Zweck richtete der ADF anlässlich der Revision des bürgerlichen Gesetzbuches eine Petition an den Reichstag. Diese Bemühungen blieben aber erfolglos.
Zudem leistete der ADF wichtige Arbeit in der Organisation der deutschen Frauenbewegung.

Gerade in der Frauenbildung haben diese Frauen und ihre Mitstreiterinnen einiges geleistet! Im Studium habe ich u.a. über die deutsche Frauenbewegung geschrieben und war fasziniert von diesen Frauen, die die engen Grenzen ihrer Existenz überwanden und dies auch für andere weniger privilegierte Frauen forderten (sie stammten aus der bürgerlichen Mittelschicht).

Clara Zetkin ist zweifellos eine ebenso faszinierende Person. Ihr sozialistischer Hintergrund liess sie noch einen Schritt weitergehen als bsp. Helene Lange, die ebenfalls eine Vorstreiterin der Frauenbewegung war, sich aber eher gemässigt zeigte und ihr Hauptaugenmerk auf die Lehrerinnenausbildung setzte. Ein Bereich, der, wie alle Pädagogik, auch heute noch gerne Frauen zugeordnet wird. Zetkin forderte die volle Emanzipation ohne Einschränkungen. Wenn man von ihrem Engagement für Frauen absieht, ist ihre Antikriegshaltung im zeitlichen Kontext gesehen einfach bewundernswert.

Nach der zumindest rechtlichen Gleichstellung der Frauen hat sich die Bedeutung des Weltfrauentags teilweise gewandelt. So wurden soziale Probleme in den Vordergrund gerückt. HIV-Infektion, die mehrheitlich Frauen trifft, Gewalt gegen Frauen, Lohngleichheit für Frauen. Vom Frauenwahlrecht zum legalen Schwangerschaftsabbruch, von Frauenbildung zum Kampf gegen Genitalverstümmelung und Kinderheirat, von der Forderung nach gesellschaftlicher Teilhabe zum Kampf gegen die Diskriminierung nichtheterosexueller Lebensweisen.

Vieles ist geleistet worden, aber es gibt noch soviele Baustellen, besonders in Entwicklungsländern.

Auf der einen Seite verstehe ich die Forderung luxemburgischen EU-Komissarin Viviane Reding aus dem Jahr 2008 nach Abschaffung des Weltfrauentags mit der Begründung, dass das Feiern eines solchen Tages bedeutet, dass wir keine Gleichberechtigung haben. Aber genau das ist doch das Problem. So wie ich mich durch das Binnen-I (StudentInnen, SchülerInnen, ArbeiterInnen,…) eher diskriminiert fühle, da ich dadurch immer wieder darauf hingewiesen werde, dass ich ein minderwertiges Geschöpf bin, dass irgendwie unter Artenschutz steht (überspitzt formuliert), kann ich Frauen verstehen, die diese Wertschätzung brauchen. Das verurteile ich in keinster Weise! Die Sozialisation einer jeder Einzelnen von uns Frauen ist hier entscheidend für das eigene Empfinden und muss respektiert werden.

Was muss der Weltfrauentag heute für uns bedeuten?

Noch immer sind Frauen nicht nur in vielen Teilen der Welt unterdrückt und werden als minderwertige Geschöpfe angesehen, sondern auch in Industriestaaten sind Frauen noch immer in vielen Bereichen diskriminiert. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit- immer noch eine Forderung. Nur, weil Männer auch viel Leid ertragen müssen, heisst es nicht, dass wir wegschauen dürfen, wenn Frauen hinsichtlich der Verallgemeinerung „Leid“ immer noch ganz oben auf der Liste stehen! Und nur weil man an einem solchen Tag dieses Leid in den Blick der Öffentlichkeit zieht und versucht darauf aufmerksam zu machen, heisst es nicht, dass anderes Leid vergessen wird. Es darf keine Menschen zweiter Klasse geben, sei es wegen ihres Geschlechts oder ihrer Herkunft!

Für die Rechte von Frauen zu kämpfen bedeutet für mich die Welt gerechter zu machen, sozialer zu machen, wohnlicher zu machen.

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass wir alleine nur kleine Teile sind, gemeinsam sind wir ein vollkommenes Puzzle. Nur gemeinsam sind wir stark.

Alles Gute zum Weltfrauentag!

Ich bin Baujahr 76 und aus der Stadt der Raben kommend präsentiere ich euch Chaos, Kompliziertheiten und Aufgefallenes aus dem Leben eines “Raben”. Von A wie “Aussergewöhnlich” bis Z wie “Zum Verrückt werden” wird sich hier alles finden lassen. Für die Meisten sicher total konfus und chaotisch- für mich schlicht das, was mich bewegt. Auch wenn ich mittlerweile mit meinem besseren Drittel in Bayern lebe und damit meine 1. und 2. Heimat einfach mal getauscht habe, bleibe ich wohl für immer ein Braubacher Rabe.

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