Zum Inhalt springen

Sternchen sind jetzt auch Menschen

Zur Änderung des Personenstandsrechts ein toller Artikel des WDR. Es ist einfach toll! Viele Eltern haben gekämpft und die Regierung hat ausnahmsweise mal zugehört und auch menschlich reagiert. Danke!

Änderung des Personenstandsrechts: Sternenkinder sind kein Sonderabfall mehr

Bisher galten tot geborene Kinder unter 500 Gramm Geburtsgewicht nicht als Personen. Für die Eltern dieser „Sternenkinder“ eine schwierige Situation: rechtlich existierten ihre toten Kinder nicht. Viele Friedhöfe verweigern deshalb ein Begräbnis. Seit Mittwoch (15.05.2013) aber gelten „Sternenkinder“ nicht mehr als Kliniksonderabfall.

Beinahe wäre alles, was vom kleinen Ben übrig ist, ein etwa fünf mal acht Zentimeter großer Zettel gewesen. Ein schwarz-weißes Ultraschallbild. Es liegt vor Sarah Klee auf dem Tisch, immer wieder streichelt sie unbewusst ein bisschen darüber, während sie von ihrem verlorenen Baby spricht. Auf dem Ultraschallfoto lebte ihr kleiner Sohn noch, wenige Wochen später war er tot. Im fünften Schwangerschaftsmonat im Bauch seiner Mutter verstorben. 170 Gramm schwer war Ben da, ein normales Gewicht für diese Schwangerschaftswoche.

Ab 500 Gramm Gewicht gilt ein ungeborener Mensch als Mensch

Aber für den deutschen Staat ist Ben damit kein Mensch, sondern galt bis heute offiziell als Klinikabfall. Der Junge hatte damit kein Anrecht auf ein Grab, eine Eintragung im Stammbuch, nicht mal einen offiziellen Namen. Sarah Klees Sohn war ein so genanntes „Sternenkind“, ein Baby, das bei seinem Tod zu leicht war, um im Sinne des Personenstandrechts vor dem Gesetz ein Mensch zu sein. Erst ab einem Gewicht von 500 Gramm galten bisher tot geborene Kinder auch gesetzlich als Personen. Für Eltern, wie Sarah Klee eine schwierige Situation: „Viele sagen: ‚Ach, der war doch so klein, das war doch nichts. Das ist jetzt weg, jetzt geh mal wieder arbeiten.‘ Für die war das noch gar kein Kind“.

„Die Leute sehen einen nicht als Vater. Aber für mich war das mein Sohn. Es ist wichtig, dass das Gesetz das jetzt deutlich macht“, fügt ihr Freund Sascha Plaumann hinzu. Der 30-Jährige kann das undeutliche Ultraschallbild seines ersten Kindes immer noch nicht anschauen, ohne dass ihm die Tränen kommen. Dass sein Sohn Ben mit seinen 170 Gramm ab heute dank einer Änderung des Personenstandsrechts rein rechtlich doch noch zu einer Person wird, bedeutet dem Dortmunder viel. Er möchte den kleinen Jungen jetzt auch gerne nachträglich in sein Familienstammbuch eintragen lassen. Das war bisher auf dem Standesamt nicht möglich.

Als „echte Eltern“ anerkannt werden: Betroffene verfassten Online-Petition

Zu der Gesetzesänderung hatte eine Online-Petition von betroffenen Eltern aus Hessen geführt. Das Ehepaar Barbara und Mario Martin hat selbst drei sogenannte „Sternenkinder“ bekommen. Dass sie nun als „echte“ Eltern, auch vor dem Gesetz gelten, dafür mussten die Martins jahrelang kämpfen. Über 200.000 Menschen hatten sich für ihr Anliegen online interessiert. Im Januar hatte der Bundestag der Gesetzesänderung schließlich zugestimmt. Sarah Klee und Sascha Plaumann sind den Martins sehr dankbar.

Pro Jahr kommen in Deutschland etwa 1500 Sternenkinder zur Welt. Die Gesetzesänderung gilt ab heute auch rückwirkend für die besonders leichten Kinder, die in den vergangenen zehn Jahren tot zur Welt gekommen sind. Auch ihre Eltern können nun selbst entscheiden, ob ihr Kind in das Personenregister eingetragen werden soll.

Ein realer Ort erleichtert die Trauerarbeit

Sarah Klee hatte Glück im Unglück: Ihr kleiner Sohn hatte bereits vor der Gesetzesänderung ein Grab bekommen, das die 24-Jährige jede Woche mindestens einmal besucht. Das hat Sarah Klee der Stadt Dortmund zu verdanken. Die bietet schon seit einiger Zeit ganz unbürokratisch wahlweise ein Sammel- oder ein Einzelgrab für Sternenkinder auf Friedhöfen an. Viele Eltern haben bisher von ihrer Kommune diese Chance verwehrt bekommen – juristisch keine Person, hieß es oft, also auch kein Recht auf ein Grab. Für viele „Sterneneltern“ war das besonders bitter: Keinen Ort für ihre Trauer eingeräumt zu bekommen.

Ihnen blieb nur die Möglichkeit, sich einen eigenen Gedenkort zu gestalten. Das Grab in Dortmund ist Sarah und Sascha Plaumann zwar sehr wichtig. Aber auch sie haben gemeinsam mit anderen betroffenen Eltern im Verein „Sternenkinder Vest“ in Castrop-Rauxel noch einen eigenen Gedenkort für ihren kleinen Sohn gebaut. Auf der sogenannten „Sternkinderwiese“ am Europaplatz haben sie neun Bäume gepflanzt, an denen bunte Papiersterne hängen, mit den Namen der verstorbenen Kinder. Auch Bens Stern flattert dort im Wind. So, sagt Sarah Klee, ist das Ultraschall doch nicht das einzige, was von ihm geblieben ist.

Quelle: http://www1.wdr.de/themen/panorama/sternenkinder138.html

Ich bin Baujahr 76 und aus der Stadt der Raben kommend präsentiere ich euch Chaos, Kompliziertheiten und Aufgefallenes aus dem Leben eines “Raben”. Von A wie “Aussergewöhnlich” bis Z wie “Zum Verrückt werden” wird sich hier alles finden lassen. Für die Meisten sicher total konfus und chaotisch- für mich schlicht das, was mich bewegt. Auch wenn ich mittlerweile mit meinem besseren Drittel in Bayern lebe und damit meine 1. und 2. Heimat einfach mal getauscht habe, bleibe ich wohl für immer ein Braubacher Rabe.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen