Im Leben ist es immer wichtig alles in der richtigen Relation zu bewerten. Man muss abwägen und bei Vergleichen auch Unterschiede mit einfliessen lassen. Man kann kein Hotel mit über 100 Betten mit einem kleinen Familienhotel mit 15 Betten vergleichen. Berlin kann man nicht vergleichen mit Hintertupfingen. Den Louvre nicht mit einem kleinen, aber feinen Ortsmuseum. Der Anspruch mag mit Abstufungen der Gleiche sein, doch sind die Voraussetzungen schon der erste Schritt zur Andersartigkeit. Anders bedeutet aber nicht schlechter oder besser. Aber andersartige Dinge können nun einmal nicht nach den gleichen Regeln bewertet werden.
Wenn ich mir die Ansprüche ansehe, die der Deutsche Tourismus Verband an Tourist-Informationen stellt, dann frage ich mich, ob dort auch die Relationen betrachtet werden. Können TIs miteinander verglichen werden und nach den selben Erwartungen beurteilt werden, wenn die Eine in einem Neubau ist und die Andere in einem denkmalgeschützten Haus (was zwangsläufig Manches schwierig, nahezu unmöglich macht)? Wenn in der Einen ständig 3 Mitarbeiter sind und in der Anderen sich 3 Mitarbeiter eine Stelle teilen? Die eine TI ist für eine Bettenanzahl von über 500 verantwortlich, die Andere kümmert sich um weniger als 200 Betten. Eine Info steht auf einer freien Fläche mit massenhaft Parkplätzen vor der Tür, die Andere steht dort, wo sie gebraucht wird- im Stadtkern und dadurch meistens zwangsläufig inmitten des Innenstadtgewusels mit wenig Platz.
Ist es angemessen, fair, ehrlich diese mannigfaltigen Unterschiede nicht in irgendeiner Art und Weise einfliessen zu lassen in die Bewertung?
In Zeiten knapper Kassen wird oftmals das Beste aus der Situation gemacht und Engagement und Interesse sind wichtiger für mich als die Frage nach dem Mobiliar und ob alles aus einer Serie ist oder brandneu. Ich finde es schade, dass so viele Kommunen nahezu dazu gezwungen werden auf das rote I zu verzichten (das sie ja auch noch gut bezahlen eigentlich). Dass bei der Zuschussvergabe von Ländern und Bund dies auch noch eine Rolle spielt, ist hinter diesen Gesichtspunkten eigentlich ein Schlag ins Gesicht. Klar, die Gäste sollen zufrieden gestellt werden, aber Kleinstädte sind keine Großstädte und haben es mit ganz anderen Erwartungshaltungen zu tun (so realistisch sollten Urlauber und Touristen sein!). Hier werden Fleischtomaten und Partytomaten nach den selben Massstäben gemessen.
Und dabei können die Kleinen nur verlieren…