Ich liebe es ja zu Lesen und verschlinge Alles, was genügend sinnvolle Worte in sich beherbergt. Jetzt habe ich mir mal wieder 2 Bücher zugelegt aus einer Reihe, die ich sehr gerne habe. Die Thomas-Pitt-Romane von Anne Perry. Die Dame hat nicht nur eine sehr interessante Lebensgeschichte, sondern auch einen absolut faszinierenden Schreibstil. Viele können mit Krimis, die im viktorianischen England spielen, wohl nichts anfangen, aber ich finde sie einfach faszinierend. Wie eigentlich immer bin ich damals an einem Tisch mit Remittenden hängengeblieben (Leseliebe kann teuer sein, wenn man ein Schnellleser ist 🙁 ) und habe sie so entdeckt und mit der Zeit mein Kontingent ausgebaut und bei Freunden ausgeliehen.
„Flammen über Scarborough Street“ und „Die Tote im Buckingham Palace“ sind nun meine neuesten Errungenschaften und ich bin begeistert, wie sie es schafft die Charaktere weiterzuentwickeln. Pitt, der immer an das Gute im Menschen glaubt, trotzdem gegen Korruption und Gewalt kämpft, mit Unterstützung seiner Frau Charlotte, die durch ihre Kenntnisse der viktorianischen Oberschicht Einblicke geben kann, die Pitt so nie hat. Für mich auch interessant: Charlotte stammt ursprünglich aus der gehobenen Schicht und hat alles hinter sich gelassen um den Wildhütersohn Thomas Pitt, damals noch einfacher Polizist in einer Wache, zu heiraten. Damals wohl mehr als ein Skandal, sollte es sowas je real gegeben haben. Perry schreibt in ihren Geschichten immer wieder über klassenüberwindende Beziehungen (jeder Art) und lässt die Phantasie so richtig laufen, wenn sie die Umstände beschreibt. Banalitäten werden aufgedeckt, die zu Mord und Gewalt führen und Perry lässt einen hinter die Fassade der Gutbürgerlichkeit und Aristokratie blicken und die Abgründe der menschlichen Seele erfahren und miterleben.
Manchmal schockierend, wie der Versuch die Fassade zu erhalten Menschen zu Mördern werden lässt. Ausserdem wird gezeigt, wie sich Gesellschaft zeigen kann, wenn die Extreme so weit auseinanderlegen. Also auch ein gehöriger Schuss Gesellschaftskritik. Durch jedes Buch zieht sich zwar der rote Faden der ganzen Reihe, doch ist jeder Fall in sich geschlossen und man muss nicht die ganze Reihe lesen um zu verstehen worum es geht. Starke Frauen in einer Zeit, in der Frauen unterdrückt wurden. Psychologische Einblicke anstatt Action.
Jedem, der auf gut geschriebene Krimis mit einem guten Schuss Historie steht, empfehle ich die Thomas-Pitt-Reihe! Ihr werdet nicht enttäuscht werden!