Seit geraumer Zeit habe ich meine Diabetes-Sachen nicht mehr in der ganzen Tasche, auf dem ganzen Schreibtisch, Esstisch oder Nachttisch verteilt rumliegen, sondern in einer schönen Tasche kompakt zusammen.
Was ich so tagtäglich immer und überall mit mir rumschleife?
Eine ganze Menge Gerödel um mein Diabetes-Monster zu zähmen. Dem Diabetiker mag auffallen, dass ein Tagebuch fehlt. Ja, meine „Buchhaltung“ führe ich mit meinem Handy! In meinem letzten Aufenthalt in einer Diabetesklinik im Januar hat eine Mitpatientin mich auf mysugr hingewiesen. Eine Klasse-App! Mittlerweile kann man sogar am PC seine Daten auslesen und per pdf speichern oder ausdrucken. Wenn man nicht online ist speichert das Handy die Daten und lädt sie dann hoch sobald man wieder „im Netz“ ist.
Kann ich Jedem nur empfehlen!
Nachdem mir die ganze Dokumentation auch aufgrund des ganzen rumfliegenden Krams immer nicht so toll gelang (mal euphemistisch ausgedrückt :worried: ), bin ich mittlerweile seit über 3 Monaten super am dokumentieren. Mit Challenges kann man sich noch mal motivieren. Motivation ist ja das A und O für uns Zuckersüsse .
In einer Woche ist wieder Blutentnahme angesagt. Dann schauen wir mal, was mein HbA1c sagt. Dieser Zungenbrecher ist der Langzeitzuckerwert und Indikator für die Stoffwechseleinstellung. Und der ist seit meinem Klinikaufenthalt endlich mal auf nem guten Weg (zwar noch weit entfernt von „relativ normal“ geschweige denn „gut“, aber auf einem guten Weg ).
Tja, soviel Sachen für mein süsses Monster. Wofür das Alles fragt sich wohl Jeder, der noch nie mit Diabetes zu tun hatte.
- Das BZ-Gerät (Blutzuckermessgerät) wird direkt morgens als Erstes angeworfen und dann im Laufe des Tages mindestens 4mal noch benutzt (Frühstück, Mittagessen, Abendessen, vor dem Schlafengehen). Bei Snacks oder wenn es mir nicht so gut geht oder ich mir nicht sicher bin, dass ich richtig die Broteinheiten geschätzt habe, dann wird öfter gemessen.
- Die Tupfer- mit der Stechhilfe pieksen, ersten Tropfen abwischen und nach dem Messen den Rest abwischen.
- Morgens und abends kommt das Langzeitinsulin zum Einsatz, das Kurzzeitinsulin zum Essen oder zur Korrektur.
- Für die Insulinpens braucht man Nadeln, die gebraucht dann in den Abwurfbehälter wandern, wenn ich nicht zuhause bin (wo ich einen grossen Abwurfbehälter habe).
- Wenn ich unterwegs bin kann alles zur Neige gehen… daher Ersatztestkassette, Ersatzlanzetten für die Stechhilfe, Ersatzbatterien für das Messgerät, Ersatzinsulin.
- Zur Info, falls ich mal umkippe: der Diabetespass. Da stehen wichtige Infos drin und meine letzten Werte.
- Und falls ich mal ne Hypo bekomme- also eine Hypoglykämie, eine Unterzuckerung- da habe ich u.a. in meiner Tasche dann meine Notfall-Broteinheiten. Nicht immer ist man irgendwo, wo man leicht was bekommt (normale Cola, Saft,…). Das sind 2 BE (Broteinheiten), die als Flüssigkeit ziemlich schnell meinen Blutzucker ansteigen lassen.
Und wie läuft das nu Alles so ab?
Zum Beispiel beim Essen:
Ich messe meinen Blutzucker, trage den Wert und andere Daten in meine App ein, dann überlege ich mir, was ich essen will, errechne die Broteinheiten und damit meinen Insulinbedarf (rechnen, rechnen, rechnen), trage das auch ein (dokumentieren, dokumentieren, dokumentieren), mache meinen Pen fertig (Nadel drauf, 1-2 Einheiten wegspritzen- entlüften) und spritze mir meine Insulindosis bevor ich dann endlich anfangen kann zu essen.
Ich sage euch… es macht manchmal so gar keinen Spass! Da gibt es Leute, die es stört, wenn man etwas Lebenswichtiges macht. Sei es das Messen (ui, Blut am Finger :tired: ) oder das Spritzen (ui evtl. sieht man ca. 1cm Bauch, wenn man über den Tisch guckt oder so- ansonsten sieht man nur nen Kuli, den ich mir an den Bauch halte X( !). Und das muss direkt am Tisch direkt vor dem Essen gemacht werden, da das Insulin direkt wirkt… aber erklärt das mal Menschen, die nicht verstehen wollen…
Manchmal macht es mir nix aus, das gehört halt mittlerweile zu mir, aber manchmal… da will ich gar nicht raus, weil ich dann evtl. ja was falsch einschätze und nachher entweder zu hohen oder zu niedrigen Zucker habe, weil da evtl. wieder Leute sind, die einen doof anmachen, weil es mir vielleicht heute komisch ist und es mir selbst unangenehm ist vor Fremden zu spritzen,… es gibt viele Möglichkeiten, die einen Diabetiker schonmal isolieren können.
Doofes Diabetes-Monster, aber MEIN Diabetes-Monster
Ach übrigens: wer denkt das wäre ja ne einfache Sache, der darf gerne mal z.B. nachts schweissgebadet aufwachen mit Herzrasen, Sehstörungen, total benommen, zittrig bis zum gehtnichtmehr, kotzübel,… und dann versuchen relativ klar zu denken, was zu essen, zu messen,… das ist nämlich dann eine schöne Hypo! Von den Langzeitschäden mal ganz abgesehen…