Im Moment liest man ja an jeder Ecke von Rudi Assauer. Genervt bin ich davon gar nicht. Aber sicher gibt es Menschen, die sich fragen, was das soll und dass viele andere Menschen auch Alzheimer haben. Bestimmt kennt fast Jeder Jemanden, der auch dement war/ist, Alzheimer hatte/hat,… Was mich in solchen Momenten immer wirklich berührt ist der Mut dieser Berühmten. Es gibt bestimmt nicht nur positive Reaktionen, wenn ein Mensch, der in der Öffentlichkeit steht, sich zu einer Krankheit bekennt. Mir fällt jetzt dabei direkt Gaby Köster ein und ihr Buch. Es wird Menschen geben, die sofort sagen, dass diese Promis ja nur damit an die Öffentlichkeit gehen, um Geld zu verdienen. Was solche Menschen jedoch nicht verstehen, ist das, was mir bei solchen Aktionen wichtig ist. Das, was meiner Meinung nach auch der Grund dieser Promis ist, sich zu „outen“.
Aufklärung.
Wann wurde denn in Deutschland gross über Schlaganfall geredet. Wann gross über Alzheimer.
Krankheiten sind tabu. Krebs und Aids sind oft genug „in aller Munde“. Aber es gibt Krankheiten, die sind genauso tödlich, genausoschlimm für den Betroffenen und seine Angehörigen und teilweise viel viel leiser. Viel bedrückender, weil es keine Lobby gibt. Klar, bei Schlaganfällen gibt es mittlerweile extra Notfallzentren, es gibt Memory-Kliniken für Alzheimer. Aber in der Öffentlichkeit stehen diese Krankheiten erst, wenn ein Promi daran erkrankt ist und den Mut findet darüber zu reden. Soweit ich es verstanden habe, hat Rudi Assauer auch sehr lange damit gezögert seine Krankheit öffentlich zu machen. Gaby Köster hat sich Jahre zurückgezogen und die wildesten Gerüchte kursierten. Ein Promi hat strahlend und ohne Makel zu sein. Ich finde, es braucht wirklich Mut das eigene Bild in der Öffentlichkeit zu zerstören und etwas für seine/ihre Leidensgenossen zu tun!
Bei Schlaganfall denke ich immer an mein eigenes Risiko. Mein Großvater hatte seinen ersten Schlaganfall mit Mitte 40, dessen Vater sogar mit Mitte 30, mein Alter. Ich kannte meinen Opa nur krank im Sessel sitzend. Bei Alzheimer denke ich an meinte Tante. Bis heute weiss ich nicht genau, was der Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz ist und irgendetwas lässt mich das nicht genauer recherchieren. Damals war ich noch zu klein, um meiner Mutter bei der Pflege zu helfen und musste mit ansehen, wie sie sich abgerackert hat, während meine Tante immer mehr „seltsame“ Momente hatte. Mit der Hand über die Tischdecke strich und das Geld, das da angeblich lag zusammenstreichen wollte.
Nur wenn solche Krankheiten in den Fokus der Öffentlichkeit gezogen werden und diskutiert werden, kann den jetzigen und zukünftigen Betroffenen geholfen werden.
Und deshalb bin ich Menschen wie Assauer und Köster dankbar, dass sie ihre eigenen Vergänglichkeit, ihre Unzulänglichkeiten der Welt offenbaren. Und dadurch Hilfe anschieben. Denn erst wenn man selbst betroffen ist, kann man jede kleine Neuigkeit in der Therapie, jede kleine Unterstützung in solchen Krisen wertschätzen. Und wer weiss, dass es nicht nur den Normalo trifft, sondern Jeden, egal wie reich, berühmt, bekannt er ist, der ist auch bereit darüber zu reden und zu helfen. Und erst wenn eine Krankheit im Fokus der Öffentlichkeit ist, erst dann wird weniger Geld für unsinnige Bürokratie-Verschlechtbesserungen und ein teures Bild für den Chefarzt ausgegeben, sondern dort verbraucht, wo es auch wirklich gebraucht wird.
In der Pflege und der Forschung.