Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden.
Psalm 90,12
Heute ist Ewigkeitssonntag. Für viele auch eher bekannt als Totensonntag. Es ist der letzte Sonntag des evangelischen Kirchenjahres. Es ist sogar rein rechtlich ein „stiller Tag“. Wir verabschieden uns von unseren Verstorbenen und gedenken Ihnen.
Heute der Gottesdienst war zwar lang (1Stunde 45 Minuten), aber auch sehr schön. Viel Musik, d.h. auch viele Gemeindelieder, nicht nur unsere Lieder vom Kirchenchor, dem Posaunenchor oder der Orgel. Für jeden Verstorbenen des letzten Jahres aus der Gemeinde wurden Kerzen angezündet. Fast doppelt soviele wie letztes Jahr. Um die 70. Von Mitte 30 bis an die 100 Jahre. Für mich ist dieser Tag auch immer ein Tag der Einkehr, des Nachdenkens und ganz allgemeinen Verabschiedens. Dieses Jahr irgendwie noch mehr. Ein solcher ritueller Rahmen hilft, finde ich. Den gerade Trauernden und allen Anderen, die Abschied nehmen mussten, von geliebten Menschen in diesem Jahr oder von ganz persönlichen Situationen.
Ich bin gläubig, auch wenn das out ist und wenn man das erwähnt wird man gerne mal schief angeschaut 🙂 . Auch wenn mein Glaube sich in einigen Dingen von der Amtskirche unterscheidet. Viele schliessen das Jahr an Silvester mit einem Resumee ab. Für mich ist vielleicht noch viel eher der Ewigkeistsonntag dafür da, auch wenn der originäre Charakter dies nicht vorsieht. In sich gehen, reflektieren, verabschieden, sich der eigenen Sterblichkeit bewusst zu werden, ist nicht unbedingt etwas, das in unserer Generation „In“ ist.
Lehre uns gedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. Es gibt Dinge, die unser beschränkter weltlicher Verstand einfach nicht begreifen kann, nicht verstehen kann. Erst nach dem Tod, wenn wir in das ewige Leben eintreten (woran ich fest glaube, denn ich suche immer einen Sinn und welchen Sinn hätte das Leben und die Schläge, wenn nicht irgendwann eine Auflösung käme?), werden wir hinter die Kulissen schauen können und erfahren, warum manches halt so ablief, wie es ablief. Warum uns so manches passierte, was wir einfach nicht fassen können.
Abschied nehmen zu zelebrieren kann hilfreich und wunderschön sein. Eigene Rituale entwickeln, um mit dem Geschehenen klar zu kommen.
Stets lächelt Willkomm‘,
Lebewohl geht seufzend.
William Shakespeare