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Endlichkeit

Heute war ich auf einer Beerdigung. Knapp über 50 Jahre alt. Irgendwie macht einen das nachdenklich. Gestern hab ich mich auch noch lange mit meinem Dirigenten unterhalten. Über die Entmythologisierung der Kirche, dass JedeR immer versucht hipp und cool zu sein und auf der Welle mitzuschwimmen. Dabei vergessen wir, dass wir alle irgendwann enden. Dass Altern und Reifen seine schönen Seiten hat. Dass wir endlich sind.

Die Konfrontation mit dem Tod ist für Keinen von uns schön. Manche können besser damit umgehen als Andere, aber immer bleibt eine Leere da. Besonders schlimm sind für uns Tode, die für uns „viel zu früh“ kommen. Man fragt nach dem Warum. Wenn ein Kind stirbt, ein Mann Anfang 50, der auch noch viel vom Leben hätte haben können… welche Antwort kann es da geben? Bei älteren Menschen denkt man doch gerne „Der/Die hat sein Leben gelebt!“. Aber wenn Jemand nicht die Chance hatte das Leben voll auszukosten. Was ist dann?

Viele trösten sich auch heute noch mit dem Glauben, dass es etwas „Danach“ gibt. Dass man sich wiedersieht. Wird schliesslich auch  nahezu auf allen Beerdigungen beschworen und ich kann das beurteilen, ich habe seit meinem 5. Lebensjahr schon viel zu viele Beerdigungen mitgemacht. Mal weiter vorne und mal weiter hinten. Wie sagt meine Erzeugerin immer so schön:

Mit jeder Beerdigung wissen wir besser, wie es laufen muss. Und wenn wir Alles ganz genau wissen… Dann sind wir die Hauptperson.

Sie hat im Verwandtenkreis den „netten“ „Titel“ Beerdigungsexpertin…

Das grosse Brimborium dient einerseits wohl meist dazu der Tradition zu huldigen, andererseits gibt es der grausamen Realität die Möglichkeit die Trauer und Hoffnung zu zelebrieren. Einen Schlusspunkt zu setzen und damit die richtige Trauerarbeit zu beginnen, die Realität zu begreifen.

Auch wenn moderne Musik per CD-Player eingespielt wird, der Pfarrer etwas moderner im Text ist… das alte Prozedere bleibt. Und ich habe heute eins festgestellt- wenn Modernes vom Band gespielt wird… das ist irgendwie einfacher für mich. Beim instrumentalen Streicher-CD-Geplänkel von „So nimm denn meine Hände“ wurde mir ganz anders mal wieder. Ich mag Friedhöfe und das Dunkle lieben, aber Beerdigungen hasse ich schlicht und ergreifend. Da setzt bei mir immer der Fluchtgedanke ein- massiv (bei meiner ersten Beerdigung, mein Opa, als 5jährige bin ich wirklich mitten auf dem Friedhof weggelaufen, weil es mir einfach zuviel wurde)! Der Gedanke, dass schon Millionen und Abermillionen dieses Lied zum Abschied gesungen haben… in Gedanken bei ihren Liebsten waren…

Ich denke die katholische Kirche hat es da schlicht und ergreifend einfacher. Sie hat sich noch viel bewahrt vom Mythos. Innerhalb der Grenzen der Liturgie fühlt man sich vielleicht geborgener. Da gibt es keinen Versuch Alles zu erklären, der letzte Rest soll geheimnisvoll bleiben. Für jeden in seiner eigenen Art und Weise erfahr- und spürbar. Klar muss die Kirche mit der Zeit gehen, aber sich Allem anbiedern? Es gibt einfach Fragen, die nicht beantwortet werden können. Warum ein Mensch mit knapp 50 sterben muss, warum ein Kind nicht von unserer Medizin gerettet werden kann und sterben muss, vielleicht bevor es die Möglichkeit hatte einen richtigen Atemzug zu tun.

Was Allem gemeinsam ist, ist die Endlichkeit. Der Schritt, den wir alle machen werden- Alleine:

Das möchte ich übrigens mal neben Orgel und Brimborium auf meiner Beerdigung gespielt haben 🙂

Ich bin Baujahr 76 und aus der Stadt der Raben kommend präsentiere ich euch Chaos, Kompliziertheiten und Aufgefallenes aus dem Leben eines “Raben”. Von A wie “Aussergewöhnlich” bis Z wie “Zum Verrückt werden” wird sich hier alles finden lassen. Für die Meisten sicher total konfus und chaotisch- für mich schlicht das, was mich bewegt. Auch wenn ich mittlerweile mit meinem besseren Drittel in Bayern lebe und damit meine 1. und 2. Heimat einfach mal getauscht habe, bleibe ich wohl für immer ein Braubacher Rabe.

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